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Gedanken zum Neuen Jahr 2004

Irak-Krieg, Afghanistan, Indien/Pakistan, Nordkorea, Mini-Atombomben US-amerikanischer Waffenschmieden, Islam versus Judäismus versus Christentum, Dauerbrand im Mittleren Osten, Weltwirtschaftskrieg, weltweite Verschuldung und Zusammenbruch der Sozialsysteme … – allsamt Hypotheken, die wir ins Neue Jahr mitnehmen.

Stellen Sie sich doch einmal vor, wir wären wirklich schon ein paar Schritte weiter. Fangen wir im Kleinen an: Gerhard S. weg – erinnern Sie sich: das schelmisch lächelnde, oftmals so proletenhaft wippende Männchen, das Schwierigkeiten hatte, die Texte abzulesen, die andere für ihn schrieben, die er selber aber gar nicht raffte; Thierse weg – der salbadernde Neo-Moses; Merkel weg – Alice Schwarzers uneheliche Findelnichte, die den Spagat vom personifizierten antifaschistischen Schutzwall zur Heroine der Schrebergarten-Kapitalisten schaffte; Ulla S. weg – ihr Name würde nur noch in einem Atemzug mit Hauff, Andersen und den Gebrüdern Grimm genannt werden; Struck, Laurenz M., Taxi-Fischer und Atomdosen-Trittin – alle in verschiedenfarbigen Flaschencontainern entsorgt.

Die heilsversprechenden Kommissionsauswürfe sorgsam verplombt und unter Tage endgelagert; der Staat und seine öffentlich-(un)rechtlichen Organe reduziert auf ein Zehntel ihrer größten Wucherphase; Kompetenz hat Dilettantismus ersetzt, und Leistungsbereitschaft steht wieder vor pseudosozialer Schröpfkultur; Neid wird durch Vorbild ersetzt, und selbstbestimmte Lebensführung rangiert vor sozialstaatlichem Versorgungsdenken; die BürgerInnen sind politischer, verantwortungs-bewußter und autarker geworden; der Zauselclub von 600 Bundestagsfürstchen und 100.000 regionalen und kommunalen Politfürzchen hat sich zu einer demokratisch gewählten Elite von knapp 500 hochkarätigen Führungskräften verdichtet, die – gut bezahlt – nicht korrumpierbar und fernab jeder systemischen Verklumptheit – Verantwortung tragen, statt davon zu sabbeln.

Der Parteienmoloch ist aufgelöst; in Hunderten politischer Clubs wird diskutiert und konzeptioniert; Ältere bieten ihre Erfahrung als politische Pädagogen Jüngeren an, für die Politik ein Lehrfach wie Algebra und Geschichte ist; die wertlose Tara eines wechselweise an Diarrhö oder Blähungen leidenden Parteien-, Funktionärs- und Gewerkschaftsklüngels ist auf Null reduziert; Betriebe und Berufe verwalten sich in Eigenregie, aber auf freiwilliger Basis; Zwangskammern – unselige Nostalgie.

Es macht wieder Spaß, sich nach besten Kräften mit Herz und Verstand um das eigene Leben zu besorgen und aus freien Stücken denen zu helfen, die tatsächlich fremder Hilfe bedürfen; selbständige Lebensgestaltung wird nicht mehr argwöhnisch belauert, gesetzlich und behördlich stranguliert, sondern zur Lebensmaxime erhoben.

Ein humanistisches, intelligentes Menschenbild braucht keine politische Farbenlehre, keinen in ‚…ismen’ verkleisterten ideologischen Setzbaukasten; Parteien und Gewerkschaften in ihrer heute korrupt verdichteten Funktion haben weder eine Berechtigung noch einen Sinn – im Hinblick auf eine Entwicklung im globalen Sinne; Gleiches gilt für deren sakrales Gegenstück, die Entmündigungsinstitutionen biblischer Provenienz (vulgo: Religionen).

In Staaten – je größer und waffenstarrender, desto weniger überlebensfähig, aber gefährlich – liegt nicht der Entwicklungspfad des homo sapiens. Dem menschlichen Verbund auf kommunaler (bedingt auch regionaler) Ebene mit einem wachen Interesse an einer weltweiten Vernetzung in allen Bereichen des Lebens, der Wirtschaft und der Bildung, gehört die Zukunft.

Verklärtes Vaterlandsdenken, nationalistische Engstirnigkeit und religiöser Fanatismus sollten als urzeitliche Denkmuster einer noch unterentwickelten Spezies im Museum menschlicher Archaik unter Glas gesetzt werden.

So, nun zurück ins beginnende Jahr 2004: Wenn Sie obig Beschriebenes grundsätzlich benicken, gilt es, alles dafür Mögliche und Nötige zu tun. Wir bekommen dies nicht gratis – schon gar nicht freiwillig von den uns heute vergewaltigenden Staatsschmarotzern und Systemheloten. Es liegt an uns, dafür nötige Voraussetzungen zu schaffen.

Abzuwarten, bis Andere den Job erledigen (und ihnen dann benevolent auf die Schulter zu klopfen) ist der bequeme aber falsche Weg.

Und mit „besten Wünschen zum Neuen Jahr“ ist das alleine nicht zu schaffen. Wir müssen aufwachen und loslegen! Die werden den Teufel tun.

Ihnen allen ein sinnvoll und wertvoll gestaltetes 2004!

Ihr H.-W. Graf