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Trauer – und wie man damit umgehen kann

Mit Trauer, egal aus welchem Anlaß, haben wir uns im Leben immer wieder auseinander­zusetzen. Jeder kennt sie; sie ist ein manifester Teil unserer Gefühlswelt – von der Geburt bis zum Tode. Unterschiedlich sind nur die Art und Weise, wie wir mit ihr umgehen. Aber wer lehrt uns, wie wir Trauer begegnen können und sollten. Im Kanon der schulischen Bildung fehlen derartige Themen, und die meisten Eltern haben es selbst nicht gelernt; jeder sucht seinen eigenen Weg, mit Trauer umzugehen. Manche begegnen ihr mit Wut [Trauer und Wut sind „Schwestern“ (Artikel auf: www.d-perspektive.de/querdenker-blog/)], andere mit Verzweiflung und seelischer Starre. Manche suchen Wege der Verdrängung, greifen vielleicht zu Medikamenten, Drogen oder Alkohol.

Lassen Sie uns die drei wichtigsten (weil häufigsten) Fehler betrachten, die im Umgang mit Trauer begangen werden und uns deshalb daran hindern, mit Trauer adäquat umzugehen, sie zu bewältigen und ihr „weich“ zu begegnen:

1) Trauer wird als strikt ‚intim‘ angesehen.

Wer trauert, neigt dazu, diesen Zustand zum ‚ganz persönlichen Momentum‘ zu erklären, welches niemand Anderen etwas angeht, was keiner nachempfinden kann, womit man niemand anderen belasten darf-kann-sollte, weil es niemand so fühlt, wie wir selbst. Also „verbacken“ wir unsere Trauer sowohl geistig als auch emotional ganz tief in uns, introvertieren und vereinsamen in und mit unserer Trauer.

Falsche Taktik; gerade weil Trauer in jedes Menschen Leben (übrigens auch bei allen Rudeltieren!) immer wieder aufscheint, hat jeder Mitmensch Verständnis dafür. Besser wäre es, die engsten Mitmenschen und Freunde „einzuladen“ und um Hilfe zu bitten, mit ihnen ganz offen über die eigene Trauer, deren Hintergründe und Umstände zu sprechen und nichts im eigenen DenkFühlen zu vergraben. Man kann, darf (und sollte) sich sogar erlauben, mit diesen Freunden gemeinsam zu trauern, zu weinen und Gemeinsamkeit zu spüren. Genau dafür und dazu sind wirkliche Freunde da, wenngleich es fraglos schöner ist, Freude und Spaß mit ihnen zu teilen        – wahre Freundschaft (und deren Qualität und Tiefe) erweist sich bei Problemen, wie eben z.B. Trauer. Zudem können uns Freunde helfen, andere Sichtweisen einzunehmen, unseren Blickwinkel zu ändern, das Problem „anders“ zu betrachten.

2) Trauer ist kein Ausdruck von Schwäche.

Rat- und Hilflosigkeit, vielleicht sogar Tränen, sind kein Beweis von Schwäche, derer man sich schämen muß, sondern ein Nachweis tiefer emotionaler Empfindsamkeit und insofern höchst sympathisch und liebenswert! Umgekehrt ist es kein Beweis von Stärke und Durchhaltevermögen, Trauer ganz alleine bewältigen zu wollen oder zu müssen glauben. Ganz im Gegenteil zeugt es von Stärke und Selbstbewußtsein, auch Trauer offen zu zeigen – natürlich nicht, damit allseits „hausieren zu gehen“. Haben Sie selbst jemals einen trauernden Freund, der Ihnen seine Trauer offenbart hat, als Schwächling oder als minderwertig angesehen? Sehen Sie; warum sollte dies dann bei Ihnen und Ihrer Trauer anders sein?!? Je offener Sie – eben dafür sind echte Freunde (bzw. ein psychologischer Profi) da – mit Ihrer Trauer umgehen, desto eher finden Sie den besten Weg aus ihr heraus.

3) Die Zeit heilt keine Wunden

Die deutsche Sprache „glänzt“ mit einem „Schatz“ an unsinnigen (und sogar widersprüchlichen) Sprichwörtern. Zu den unsinnigsten zählt sicherlich: „Die Zeit heilt alle (seelischen) Wunden.“. Nein, tut sie nicht; vielmehr verschiebt sie seelische Schmerzen, Versagen, Verluste und uns Belastendes in untere „Schubladen“ des Gedächtnisses, und macht sie damit immer weniger präsent. Das ist, als ob Sie Ihren Keller mit immer mehr Müll befüllen, der dann nicht mehr täglich sichtbar ist. Aber diese „vergessenen“, besser: verdrängten Schmerzen, die mit Trauer einher­gehen, führen ein unheilvolles Eigenleben, wenn (und solange) die Ursachen der Trauer (oder Wut, Angst, Verzweiflung, etc.) nicht ordentlich und sauber aufgearbeitet sind. Unter Umständen erst Jahre später zeigt sich diese ‚Unaufgeräumtheit‘ und ‚Ungeklärtheit‘ in Form von Krankheiten, die unser Immunsystem in einem „unaufmerksamen“ Moment dann „überfallen – mutmaßlich die Ursache für viele später ausbrechende Krankheiten und Gebrechen (Krebs, Coronarinsuffizienzen, aber auch Arthrosen, Demenz, uvm.).

Hilfreicher und intelligenter ist es also, nicht auf die „Heilung“ seelischer Wunden wie Schmerz, Trauer, Wut, Verzweiflung u.a. passiv zu warten, sondern das eigene Immunsystem nach Kräften aktiv zu unterstützen, indem wir eben nicht verheimlichen, uns unserer Gefühle nicht schämen, sondern selbst aktiv werden, statt passiv zuzuwarten.

Auch die Trauer ist ein Zeichen von Lebendigkeit und gehört zum Leben wie Freude und Glück. Wer Angst vor Trauer hat, verschließt sich Bindungen mit Anderen (und allen damit verbundenen freudvollen Momenten des Lebens). Das wäre ungefähr so sinnarm und falsch, als ob sie nicht mehr essen, um nicht mehr auf die Toilette gehen zu müssen.

Das beste Heilmittel bei (und gegen) Trauer sind menschliche Nähe, ein offener Umgang mit Problemen (und deren Hintergründen und Ursachen) sowie Humor! Sie wissen ja: ‚Auf Regen folgt Sonnenschein, und alles (außer einem Schatten) hat (mindestens) zwei Seiten‘. (Noch so ein Sprichwort – aber diesmal stimmt’s).

Kraftvoll und klug bewältigte Probleme (auch Trauer) lassen uns reifen und stärken unser Immunsystem (Artikel hierzu auf dem Querdenker-Blog www.d-perspektive.de/querdenker-blog/) . Verdrängte Probleme (auch Trauer) schwächen es jedoch.

Genießen Sie ein kraftvolles, interessantes und buntes Leben. Sie brauchen vor nichts und niemandem Angst zu haben!

Hans-Wolff Graf